Sonntag, 22. April 2012

Legacy of Kain: Blood Omen (PS1 Review)



Erschienen: März 1997 für PS1, 31. August 1997 für PC, 9. November 2011 für PSN
Genre: Action-Adventure
Alterseinstufung: USK ab 16 Jahren

Wenn man nach einer gefühlten Ewigkeit die alte Playstation 1 wieder startet um dann noch ein zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre altes Spiel einzulegen, dann muss es schon etwas ganz besonderes sein. Doch was mich zu diesem Schritt bewegt hat, waren weder Crash Bandicoot, Tomb Raider, Silent Hill oder Resident Evil. Im Zuge meines Legacy-of-Kain-Marathons fiel die Wahl auf den ersten Teil dieser Serie: Blood Omen.


Die Säulen von Nosgoth sind der zentrale Anlaufpunkt im Spiel.
Hauptverantwortlich für dieses Werk aus dem Jahr 1996/1997, das außerdem noch für den PC erschien und aktuell im Playstation Store als Downloadtitel erworben werden kann, sind die kanadischen Entwickler von Silicon Knights (Eternal Darkness, Metal Gear Solid: The Twin Snakes) in Zusammenarbeit mit Crystal Dynamics, die die Serie in der Folgezeit fortsetzen sollten. Blood Omen bildet hierbei für alle Nachfolger die geschichtliche Grundlage, denn die Ereignisse im Erstling werden immer wieder aufgegriffen. Ergo kommt man um den Erstling einfach nicht herum, um die kompletten Ausmaße der tiefgründigen, düsteren Vampirgeschichte zu begreifen. Das fängt schon in der gerenderten Introsequenz an: Das Land Nosgoth ist auf das Gleichgewicht der neun Säulen gestützt, dessen Hüter jedoch von dunklen Mächten ermordet werden. Die Hüterin des Gleichgewichts, Ariel, wurde verflucht als Geist um die verfallenen Säulen zu irren. Auch der arrogante Adelsherr Kain verwirkt sein menschliches Dasein nach einem Mordanschlag auf offener Straße. Er erwacht in der Unterwelt, wird jedoch von einem Nekromanten als Vampir zurückgeschickt um Rache zu üben. Diese ist auch relativ schnell und blutrünstig genommen, jedoch begegnet Kain sodann dem mächtigen Vampir Vorador sowie dem zwielichtigen Zeitstromlenker Möbius. Das Unheil nimmt durch Zeitreisen und Intrigen seinen Lauf. Der Fokus in Blood Omen liegt auf der Reparatur der 9 Säulen verbunden mit der Wiederherstellung des Gleichgewichts. Ist wirklich alles vorherbestimmtes Schicksal oder steckt mehr dahinter? Als Spieler kann man aus zwei verschiedenen Enden wählen, was mit dem Reich Nosgoths geschieht.

Szene aus dem Intro. Links: Vorador.
Blood Omen präsentiert sich spielerisch als Echtzeitmischung aus Action-Adventure mit vielen Elementen aus kampflastigen Hack&Slay-Rollenspielen mit ein paar Schalterrätseln, ohne dabei jedoch auf ein ausgeklügeltes Erfahrungspunktesystem zurückzugreifen. Vielmehr bestehen die RPG-Anteile daraus, Lebens- sowie Magieleiste an Blutquellen zu vergrößern. Ebenso verhält es sich mit der eigenen Kampfkraft oder speziellen Rüstungen und Waffen. Was sich nach Genrestandard liest, ist in Wahrheit viel tiefgründiger als auf den ersten Klick gedacht. Denn die Entwickler haben es tatsächlich geschafft, Vampiristische Eigenheiten sinnvoll in das Spiel einzubinden. Selbst der Blutdurst ist hier spielerisch wichtiges Element, deshalb sollte Kain nicht in Verlegenheit kommen, einen Großteil von Gegnern und unschuldigen Zivilisten auszusaugen. Aber Vorsicht: Nicht alle Blutgruppen schmecken einem Vampir: Während rot und blau jeweils der Lebens- und Magieanzeige zugute kommen, schadet schwarz und grün nachhaltig. Sogar der fließende Tag-/Nachtwechsel, Gelände (z.B. Wasser oder Sumpf) sowie die Wetterverhältnisse haben Auswirkungen auf die spielerischen Rachegelüste Kains.

Kain verträgt kein Wasser. Zum Glück gibt es Brücken oder andere Umwege.
Ein Blick ins Inventar offenbart noch mehr Tiefe, denn nach und nach findet Kain neue Rüstungen und Waffen. Während Eisen den Standardschutz darstellt erweisen sich Knochen-, Chaos-, Fleisch- sowie Gespenstrüstung in vielen Situationen als Lösung schier unmöglicher Probleme. Das überschaubare Waffenarsenal besteht aus Eisenschwert, dem sagenumwobenen Seelenräuber, Flammenschwert, Keule und Axt. Beide letztere lassen sich übrigens auch dazu nutzen, Bäume zu fällen oder Megalithen zu zertrümmern. Sowohl Gegenstände als auch Zauberspüche lassen sich jeweils in Schnellmenüs verteilen, um schnellen Zugriff darauf zu gewähren. Von den Magiekarten gibt es 13 verschiedene mit so viel sagenden Beschreibungen Licht, Betäubung, Blutdusche oder Geisttod. Den Zufluchtszauber nutzt Kain vorzugsweise in wirklich aussichtslosen Situationen um in seine sichere Gruft zurückzukehren. Ebenso wichtig wird die Geistkontrolle, die es erlaubt, menschliche Gegner zu kontrollieren, was etwa bei scheinbar unerreichbaren Schaltern eine nützliche Möglichkeit ist. Spielt Kain seine Magiekarte Hass aus, verfallen alle Gegner im Wirkungsbereich in tobenden Wahnsinn und metzeln sich selber nieder. Gerade in diesen Situationen rechtfertigt Blood Omen seine Freigabe ab 16 Jahren, denn Freund und Feind geizen beileibe nicht mit spritzendem Blut oder herumfliegenden Körperteilen.

Für andere eine Folterkammer, für Kain ein Esszimmer.
Daran haben auch 8 Gegenstände ihren Anteil. Während das Herz der Dunkelheit die Spielfigur wieder belebt, verfolgt die Peitsche ihr Ziel um ihr das Fleisch vom Körper zu reißen. Schwarze Magie ist ganz offensichtlich ein effektives Massenvernichtungsmittel, während eine Eiterblase Gegner in Matsch umwandeln. Implosion erklärt sich wieder von selbst und hält den Splatterfaktor enorm hoch. Wichtig wird eine gute Zusammenstellung der Schnellmenüs insbesondere bei den mehr oder weniger taktischen Zwischenbosskämpfen und im letzten Drittel des Spiels, wo der Schwierigkeitsgrad bei der Masse an Widersachern deutlich anzieht. Kain hat aber noch mehr drauf, nämlich seine Erscheinungsformen zu wechseln: Als Wolf überspringt er unpassierbare Hindernisse, Nebel erlaubt ihm ohne Widerstand durch Türen oder Wände zu gehen und in seiner Menschenverkleidung wird er überhaupt nicht als Vampir wahrgenommen, ähnlich seiner Betörerform. In Fledermausform fliegt er zu bestimmten Punkten auf der Fledermauskarte, die ebenso einen Überblick der Spielwelt gewährt wie Umgebungs- und Weltkarte. Gespeichert wird an dafür vorgesehenen Speicherpunkten, die zahlreich in Nosgoth verteilt wurden.

Schick: Tag- und Nachtwechsel sowie gelungene Wettereffekte 
Im Gegensatz zu seinen rein dreidimensionalen Pendants der damaligen Zeit kann man sich Blood Omen auch heutzutage noch ganz ordentlich ansehen. Grund dafür ist eine überaus detaillierte Ansicht von oben mit vielen verschiedenen Ortschaften mit ihren optischen Eigenheiten. Animationsphasen von Spielfiguren lassen sich gemütlich mitzählen und in sich wiederholen sich Sets und Objekte zwar immer wieder insbesondere in Häusern, jedoch war es zur damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit fast jedes Gebäude und jede Gruft betreten zu können. Außerdem sind Licht und andere Effekte überaus gelungen, was die Playstation-Version nicht selten mit spürbaren Rucklern fast in die Knie zwingt. Ähnliches lässt sich beim weiten Herauszoomen feststellen. Eine weitere Besonderheit ist die beinahe komplette Vertonung des Spiels, auch wenn sich die ein oder andere Stimme nach heutigen Maßstäben etwas merkwürdig in Klang sowie Betonung anhören mag. Fast jede Person im Spiel ist ansprechbar. Hauptfigur Kain ist dafür wie in anderen Serienteilen wirklich toll, bitterböse, zynisch und sarkastisch vertont worden – was viel zu seinem Status als Antihelden-Ikone beigetragen haben dürfte. Die Steuerung per Playstation-Gamepad funktioniert fast tadellos. Blood Omen fühlt sich zu jedem Zeitpunkt absolut griffig an.

Ein Blick auf die Übersichtskarte hilft bei der Orientierung.
Kleine, aber feine Randnotiz: Unter dem Titel Blood Omnicide ist ein Fanprojekt zu Legacy of Kain: Blood Omen in Entwicklung. Im Januar 2011 erschien bereits eine erste spielbare Demoversion.


Fazit: Blood Omen ist der Startschuss einer fast in Vergessenheit geratenen Videospielserie, die ohne Zweifel nicht nur eine hervorragende geschichtliche Grundlage bildet sondern auch spielerisch sehr tiefgründig ist. Spielfigur Kain gehört seit jeher zu den prägenden Antihelden.



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